Kardanwelle: Das typische Latein für Autofahrer

Oftmals ist im Zusammenhang mit dem Antrieb eines Autos von der Kardanwelle die Rede. Wenn der Mechaniker in der Werkstatt nach dem Service davon erzählt, dass es angebracht wäre, die Kardanwelle zu reparieren, nicken Kunden oftmals verständnisvoll und zeigen sich wissend. Doch in der Praxis haben die meisten Autofahrer keine Ahnung davon, worum es sich dabei handelt und welchen Zweck sie erfüllt. In unserem Autofahrer Latein bringen wir heute ein wenig Licht in die dunklen Geheimnisse der Kardanwelle.

Was ist eine Kardanwelle?

Bei der Kardanwelle handelt es sich um ein Kreuzgelenk, dass die Antriebskraft vom Motor auf die Räder überträgt. Sie ist erforderlich, damit der Motor und die Achsen eines Autos nicht bloß starr miteinander verbunden sind. Durch die Gelenkwellenkombination mit zwei oder drei Kreuzgelenken kann die Antriebsachse gehoben und gesenkt werden. So lassen sich Höhenunterschiede im Fahrbetrieb ausgleichen. Die Kardanwelle kommt vor allem bei Fahrzeugen mit Heckantrieb und Allradantrieb zum Einsatz. Bei Autos mit Frontantrieb wird sie nicht benötigt, da sich hier die Achse in unmittelbarer Nähe zum Motor und Getriebe befindet. Der Name leitet sich von seinem Erfinder Gerolamo Cardano ab. Dabei handelte es sich um einen italienischen Mathematiker und Philosophen aus dem 16. Jahrhundert. Manche sprechen die Erfindung aber auch Leonardo da Vinci zu.

Was passiert, wenn die Kardanwelle kaputt wird?

Wer mit einer defekten Kardanwelle weiterfährt, setzt sein Auto erhöhten Vibrationen und Schlägen aus. Diese können in weiterer Folge dazu führen, dass das Getriebe und das Differenzial beschädigt werden. Im schlimmsten Fall könnte sich die Kardanwelle verkeilen und so die Antriebsräder blockieren. Die meisten neueren Fahrzeuge haben allerdings eine entsprechende Sicherung eingebaut, damit das nicht passieren kann. Erkennen lässt sich eine defekte Kardanwelle vor allem an den Geräuschen und Vibrationen während der Fahrt. Ob die Welle verbogen ist oder die Kreuzgelenke defekt sind, lässt sich allerdings per Ferndiagnose nicht feststellen, denn in beiden Fällen sind heftige Vibrationen im Innenraum oder an der gesamten Karosserie die Folge. Ein defektes Mittellager lässt sich an hohen Singgeräuschen im hinteren Fußraum erkennen. Je tiefer die Tonlage wird, desto größer ist die Gefahr, dass es sich ganz verabschiedet und auseinanderfliegt.

Lässt sich die Kardanwelle reparieren?

Die gute Nachricht: Eine defekte Kardanwelle ist nicht gleichbedeutend damit, dass das komplette Auto entsorgt werden muss. Ungeübte Hobby-Mechaniker sollten allerdings davon Abstand nehmen, die Kardanwelle selbst zu reparieren. Allein schon deshalb, weil sich diese mitten unter dem Auto befindet und sich der Zugriff ohne Hebebühne oder eine Grube sehr schwierig gestaltet. Darüber hinaus muss dafür zunächst die Unterbodenverkleidung und der Auspuff demontiert werden. Danach müssen auch noch zahlreiche Verstrebungen am Unterboden gelöst werden, bis die Kardanwelle endlich frei zugänglich ist. Bei manchen Fahrzeugen muss sogar die Hinterachse demontiert werden, damit die Welle nach unten herausgenommen werden kann. Es gibt zahlreiche Fachbetriebe, die sich auf die Reparatur von Kardanwellen spezialisiert haben. Sie sind Spezialisten darin, die Kreuzgelenke zu erneuern, defekte Verzahnungen zu reparieren sowie Wellen neu auszuwuchten beziehungsweise gleich neu anzufertigen.

Was kostet die Reparatur einer Kardanwelle?

Kardanwellen gibt es fast immer nur als Original-Ersatzteil zu kaufen. Das lassen sich die Hersteller dann auch ordentlich bezahlen. Die Kosten für eine neue Kardanwelle beginnen bei etwa 500 Euro. Bei älteren Modellen lohnt es sich deshalb, die Schrottplätze in der Umgebung abzuklappern oder im Internet auf Seiten wie eBay danach Ausschau zu halten. Mit etwas Glück lässt sich hier eine gebrauchte Kardanwelle für unter hundert Euro erstehen. Doch nicht immer ist für die Reparatur eine komplett neue Kardanwelle erforderlich. Zu den häufigsten Verschleißteilen zählen beispielsweise die sogenannten Hardyscheiben. Ein Reparatursatz mit zwei Scheiben, den erforderlichen Zentrierbuchsen und den benötigten Schrauben schlägt sich mit rund 100 Euro zu Buche.

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